Melanie

Hallo, mein Name ist Melanie und ich leide am Lipödem.

 

2012, vor über sechs Jahren, wurde ich mit der Krankheit Lipödem diagnostiziert. Das war kurz nach einem heftigen Schub, nach dem ich mich kaum wiedererkannte. Die Beine waren schon vollgelaufen mit Wasser, das Lymphsystem überfordert. Meine Mutter war schon lange in Behandlung, so ging es auch bei mir schneller als bei vielen anderen Betroffenen. Seit meiner Diagnose trage ich jeden Tag von morgens bis abends Kompressionsstrumpfhosen, im Sommer bei 35 Grad wie im Winter. Ich mache 2-3 x die Woche Sport, gehe einmal pro Woche zur Lymphdrainage, bewege mich viel und koche so oft wie möglichst gesunde Mahlzeiten.

 

Ich war nie dick und habe immer weniger gegessen als andere, doch mein Zustand verschlechtert sich unaufhaltsam: Liegen auf der Seite, viele Sportübungen werden mir unmöglich. Dazu kommt die psychische Belastung: Ich kann nichts für meinen Zustand, und doch schäme ich mich schon seit langem für meine Beine und Arme, fühle mich wie gefangen in einem Körper, der nicht zu mir gehört. Jeder Sommer ist eine Qual in den dicken Strumpfhosen. Diese provozieren natürlich immer wieder Blicke und Fragen.

 

Lange Zeit dachte ich wider besseren Wissens, ich könnte die unschönen, schmerzenden Fettpolster über Ernährung und Sport wieder zum Verschwinden bringen. Ich machte zeitweise 5 Stunden Sport die Woche, aß kaum noch. An meinen Schmerzen und der Missproportion änderte sich nichts. Die letzten Jahre habe ich stetig an Gewicht zugenommen, trage oben 38, unten Größe 42. Nach nur 6 Jahren bewege ich mich bereits auf Stadium 2 zu. Das Bindegewebe wird knotiger, erste Dellen werden sichtbar. Diese Krankheit lässt sich nicht beeindrucken von all meinen Versuchen, gesund zu bleiben und die konservative Therapie kann sie nicht aufhalten.

 

Nach sechs Jahren, in denen ich alle Mittel ausgeschöpft habe, bleiben nur die OPs. Nun sind 15.000 Euro keine kleine Summe, schon gar nicht in einer Zeit, wo jeder selbst für seine Rente vorsorgen soll. Nach dem Beschluss des BGA hat die gesetzliche Krankenkasse die Kostenübernahme verweigert. Als Grund wird angegeben, dass die Methode noch nicht genug erforscht sei. Dem widerspreche ich vehement: seit über 10 Jahren wurde das Verfahren immer wieder erfolgreich angewandt und von einer Reihe von Chirurgen in Deutschland zunehmend verfeinert.

 

Die konservative Methode wird dagegen seit langem verordnet

 

1. ohne dass diese erforscht wurde

2. ohne dass die Kosten in einem angemessen Verhältnis zum Nutzen stünden.

 

Lebenslange Verordnung von Strumpfhosen und manueller Behandlung verursacht gerade bei einer frühen Diagnose ungleich höhere Kosten als eine rechtzeitige(!) radikale, professionell durchgeführte Liposuktion. Zumal Folgeerkrankungen, Berufsunfähigkeit und psychische Erkrankungen dadurch vermieden werden können. Ein großer Teil der Menschen im Stadium 1 braucht postoperativ keine konservative Behandlung mehr oder zumindest weniger als zuvor. Eine Verschlechterung ist dagegen sehr selten.

 

Die derzeit geplante Studie des BGA ist nicht auf eine Untersuchung der Langzeitfolgen ausgelegt und wird Millionen betroffener Frauen (und Männer) über die nächsten 5-10 Jahre im Stich lassen. Ob der aktuell eingeschlagene Weg von Herrn Spahn der richtige ist, darüber kann ich nicht urteilen. Er ist auf jeden Fall der menschliche Versuch, einer großen Anzahl von Menschen zu helfen, bevor es zu spät ist.

 

Wir sollten uns zusammen dafür einsetzen, dass die Liposuktion als effektives Verfahren zur Bekämpfung der Krankheit anerkannt wird, im selben Zuge weiter erforscht wird und außerdem eine frühe, exakte Diagnose z.B. über Frauen- und Hausärzte zur Norm wird! Dabei darf Angst vor den Kosten für die Gesellschaft genauso wenig eine Rolle spielen wie bei anderen Krankheiten. Eine bedarfsgerechte Versorgung ist nicht nur wirtschaftlicher, es ist auch die einzig richtige Vorgehensweise in einer Solidargesellschaft.

 

Melanie L.